Soll und Haben auf Wehsen Hoff

Ziemlich weit im Norden ist auf der (durch Anklicken vergrößerten) Karte von 1593  im Suchgebiet der Vogtei Bergen der Heideort Wietzendorf zu finden. Er liegt an der Wietze, einem Nebenarm der Örtze und ist als Fundstelle für den Wehsen Hoff auszumachen. Der Ort wird in der Hofbeschreibung zweimal erwähnt. Nachweisen läßt sich allerdings nur, daß Dehning-Leute erst 119 Jahre später durch Einheirat in den „Petzhof“ direkt in Wietzendorf Fuß gefaßt haben. Das schmälert allerdings nicht den Wert der Hofbeschreibung, die von Heinrich Dehning erläütert wird:

 

 

 

                                Abschrift des Urkundentextes

                       aus dem Hauptregister der Vogtei Bergen

                                             von 1587

Michell Deining Wehsen Hoff

vonn alters hero vor 10 Jarenn sich darauf befreiett, allein Haußwirtt.

Kein houestoltenn.


 2 St. stücke landes 2 Woerde, darunter ein Kholgarten.

Eine Imstede, vor dem houe mitt dem busche.

Bei denn wischen eigen Holtzungen 16 fhod haues, 2 fhod Eedwoerd

 

Zehendten schmal d. Probst zu Walhsrhode. Kornzehendtenn soll

frei Gekaufft sein von denn houen.

 

Frantz vonn d Wensen gutther

 

Entf vnnd gebenn 8 thall Gibt den Zins 2 thall, 2 hüiner.

 

Dienett die wochenn einen tag vnnd woll. Innen umb die andern wochen

2 thage. Zum dienen nöttigen.

 

Illmo: Landfolg vnnd Schatz nach fallingbostell,hilfft Jagenn

(nach Wytzendorpff) gibt hundebroedt.

Amptvogte nichts.


Inn die gemeinenn Wytzendorper Hotzung.

 

Pastori 1 Schincken 1 Broed 24 Eier

Custodi 1 schull, 1 broed, H. roggen Zum Opffergelde.

 

Sei keinenn houestoltenn schuldig.

Erläuterungen von Heinrich Dehning zum Wortlaut der Urkunde::

 

Das „Hauptregister der Vogtei Bergen“ von 1587 ist die älteste Hofbeschreibung, die wir kennen, und daher von besonderem Wert für die Denen-Höfe in diesem Gebiet. Es ist die Zeit, wo man angefangen hatte, hochdeutsch zu schreiben. Da wir jedoch Wert darauf legen die Urkunden wörtlich wiederzugeben, so bedarf diese Urkunde einer Erläuterung, um sie allen verständlich zu machen.

Wir lesen hier nicht Michel Dening, sondern Deining, wie wir diese Schreibweise um 1600 einige Male finden. Wahrscheinlich hat der Schreiber versucht, Familiennamen zu „verhochdeutschen“.

Also hat Michel vor 10 Jahren geheiratet (befreiet = gefreiet), das wäre demnach 1577 gewesen. Er ist „allein Hauswirt“ und er ist kein Hagestolz (houestolten), also verheiratet. An Familiennachrichten ist das nur wenig, um so ausführlicher sind die Leistungen des Hofes:

 

Er hat 2 Stiegen (= 40 Stücke a’ 10 Schritt breit) Ackerland, 2 Worte (eingezäuntes Grasland) „darunter ein Kohlgarten“, eine Bienenstelle (Imstede) beim Hofe mit einem Busch darum. Bei den Wiesen hat er eigenes Holz. Die Wiesen (wischen) bringen 16 Fuder Heu und 2 Fuder Grummet (Fedwoerd) auf.

 

Den Schmal- oder Fleischzehnten gibt er dem Probst in Walsrode ( = Kloster).

Der Große Zehnten, hier Kornzehnten genannt „soll freigekauft sein“. (So sagt Michel aus, das Amt weiß es nicht, das Kloster müßte es wissen)

Der Gutsherr ist Franz v. d. Wense, von dem er den Hof entfangen (=“beweinkauft“) hat und dafür gegeben „8 Taler“. An Zins gibt er ihm (jährlich) 2 Taler und 2 Hühner.

Er muß ihm in der Woche 1 Tag dienen und jede 2. Woche 2 Tage. Dazu wird er genötigt (= geladen).

 

Illustrissimo (= Durchlaucht, Herzog in Celle) muß er „Landfolge“ leisten.

Den Schatz ( = Steuern) muß er an das Amt in Fallingbostel zahlen. Bei der herzoglichen Jagd muß er helfen und den Hunden Brot geben, wenn im Wietzendorfschen gejagt wird. Der Amtsvogt (in Bergen) bekommt nichts. Er ist berechtigt, die „gemeinen Wietzendorfer Holzung“ mitzunutzen.

 

Dem Pastor muß er 1 Schinken, 1 Brot und 24 Eier geben,

dem Küster 1 Schulter, 1 Brot und Himten Roggen (als „Opfergeld“)

 

Und zum Schluß die Bemerkung, wie wir sie bei fast allen Höfen finden:

Er hat keine Hofschulden.

    Treppenspeicher "mit Verbretterung" aus der Lüneburger Heide
Treppenspeicher "mit Verbretterung" aus der Lüneburger Heide

IMPRESSUM

Edition:

Fritz Dehning, Bonn

E-Mail:

fritz.dehning@netcologne.de

 

Beratung:

Marcus Dehning

E-Mail: 

dehning@brueserberg.de

Aus dem Inhalt:

 

  Die

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   Über die

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