Der gemeinsame Name

 

Vorbemerkung:

 

Der Gründer und zugleich allererste Vorsitzende unseres Familienverbandes, Dr. Gustav Dehning (1882-1970) hat seine Beiträge zur Namenforschung in den Nr. 20-28 der Rundschreiben für den Familienverband zusammengefaßt.

Der unschätzbare Wert dieser Arbeit besteht in der frühzeitigen Sichtung und der gründlichen Interpretation dieses Basismaterials aus allen damals noch zugänglichen Fach- und Urkundenbüchern, an das wir heute wohl nicht mehr herankommen würden. Das Wesentliche seiner umfangreichen Bemühungen ist in der Webseite „dehning-dening.de“ gesagt. Auch die folgenden Ergänzungsdaten konnen den vollen Umfang der Namensforschung nur ansatzweise wiedergeben. Das schmälert aber in keiner Weise unseren Dank, den wir ihm und seinem direkten Nachfolger Heinrich Dehning (1903-1979) für ihre Verdienste schuldig sind.

 

 

1. Die Wandlung vom Vor- zum Nachnamen am Beispiel von Lüneburg

In „Lüneburgs ältestes Stadtbuch und Verfestigungsregister“ (W. Reinecke, Hannover und Leipzig 1903) sind folgende Eintragungen zu finden::

 

1.) 1278 Deneco, cognatus (verwandt mit) Wasmodi de Sulta, occidit (erschlug) Johannem

              Candelarium de Parchem und wird wegen dieser Tat verfestet , S.273, 37)

2.) 1296 -1300 Deneke Monetarius (der Münzer) wird 4 x erwähnt,

3.) 1298 Deneke de Brockelde (Bröckel in Flutwedel südl. Celle)

4.) 1313 sein Sohn filius Denekini quondam Monetarii

5.) 1310 Deghenhardus de Salina ( von der Saline oder Sülze)

6.) 1314 Degenhardus filius Bernardi (89, 26) und 1353

7.) 1318 Deninghus de Brucle ( Bröckel) wird Neubürger

8.) 1321 Dheneco de Bardewich

9.) 1330 Deghenhart de Selden wird Bürger

10.) 1330 Degheneke bürgt (fidejussist) für einen Neubürger

11.) 1333 Deghenhardus Longus concessit (übereignete) domine Beken

                Hartwici Cerdonis I plaustrum salis (Wagen Salz)

12.) 1335 Longus Degheneke fidejussit (wie unter 11 „der lange D.“)

13.) 1335 Deningus, dictus de Brokelde wird als Gläubiger genannt*)

14.) 1336 Deneke Bene bürgt für Parvus Make

15.) 1341 Deghenhardus Wolf wird Bürger

16.) 1342 Deningh bürgt für Christianus de Bergen,

17.) 1343 Henneke Deninghes bürgt

18.) 1350 Conradus Deninghes wird Bürger und bürgt 1353 selbst.

19.) 1351 Deneke de Berghen wird Bürger

20.) 1355 Degheneke Beven sone wird Bürger

21.) 1356 Degheneke junior bürgt für Meyneke de Reynstorpe,

22.) 1360 Conradus Dening bürgt für Nicolaus Rodenborch

2. Die Entwicklung unseres Namens von 1400 - 1650

In den Unterlagen von Dr. Gustav Dehning finden sich darüber folgende Aufzeichnungen::

 

Infolge des Umstandes, daß sich die Bildung unseres Namens in einem verhältnismäßig kleinen Gebiet vollzog, sind wir in der glücklichen Lage, auch für den Zeitraum zwischen den großen Urkundensammlungen, die zum größten Teil nicht über 1400 hinausgehen, und den Kirchenbüchern, die zumeist erst nach 1650 einsetzen, sehr eingehende Unterlagen zu besitzen. Es gibt gerade für das Entstehungsgebiet unseres Namens eine Reihe sehr wertvoller Quellen, von denen zwei bereits gedruckt vorliegen.

Das Schatzregister der Großvogtei Celle von 1438

und andere Quellen zur Bevölkerungsgeschichte der Kreise Celle, Fallingbostel, Soltau und Burgdorf zwischen 1428 und 1442, herausgegeben von Dr. Rudolf Grieser, Hildesheim und Leipzig 1934.

 

Im Jahre 1438 wurde ein Schatz oder eine Steuer von den regierenden Fürsten ausgeschrieben, zu der alle Bauern des Fürstentums herangezogen wurden. Diesem Umstande verdanken wir dieses sehr frühe Verzeichnis aller männlichen Einwohner des Fürstentums, soweit sie als Inhaber von Landstellen dafür in Frage kamen. Ihre Ursache hatte die Steuererhebung in dem gesteigerten Geldbedürfnis der beiden regierenden Herzöge Otto und Friedrich, die infolge kostspieliger kriegerischer Verwicklungen in finanzielle Bedrängnis geraten waren. Grundsätze über die Durchführung der Veranlagung der Steuerpflichtigen sind nicht angegeben. Wahrscheinlich wurde die Steuer nach der Größe und dem Wert des Hofes erhoben. (Landschatz). Mit der Erhebung war der Vogt von Celle, Dietrich Buring, beauftragt. Zahlungsmittel waren Gulden (g), Schilling, Mark und Pfennige.

Unser Name ist in diesem Schatzregister von 1438 nur zweimal vertreten und zwar in der Form Denigh. Wie das Braunschweiger Urkundenbuch... beweist, werden die Formen Denig und Dening gleichwertig gebraucht. In derselben Urkunde wird dort ein Bürger de Sancte Paulo einmal mit dem Vornamen Deningh, zweimal mit Denigh bezeichnet. Desgleichen heißt der Bürger Herdeken mit Vornamen bald Dening, bald Deyning, bald Denig. Eine standesamtliche Genauigkeit der Schreibart gab es eben damals noch nicht.

Auf Seite 23 des Schatzregisters findet sich ein Kersten Denigh aus Marbostel, Kirchspiel Wietzendorf (to Markeborstell). Seine Abgabe beträgt 1 ½ Gulden ( 22-25 Schilling).... Auf Seite 24 finden wir einen Henneke Denigh Hetendorf, der 2 ½ Gulden zahlt; er muß also über einen großen Hof verfügt haben....

In den uns bekannten Orten, in denen später unsere Namensvettern reichlich sitzen, wie in Beckedorf (Bekedorppe), Hermannsburg, Wietzendorf, Bokel u.a., kommt unser Name nach dem Schatzregister noch nicht vor....

Das Einwohnerverzeichnis des Fürstentums Lüneburg aus den Jahren 1563 - 1564

herausgegeben von Rektor Ernst Reinstorf, Hamburg, 1927


Die Veranlassung zur Aufstellung des Verzeichnisses war eine Aufforderung dazu von Seiten der Herzöge Heinrich und Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg. Aufgestellt wurde es von den Beamten der einzelnen Landesteile (Ämter, Vogteien, Gohe und Gerichte), aus denen in den folgenden Jahrzehnten die Ämter und Amtsvogteien gebildet wurden.

1.)Johann Dennicke müssen wir zu unserer Namensform und nicht zu Deneke rechnen; da er in Hetendorf wohnt und also wohl der Nachfahre des Henneke Denigh von 1438 ist. Als seine vier Nachbarn werden genannt: Lütke Castens und Ilbert als Besitzer von Herrenhöfen, Gronnermann ( ½ Herrenhof) und Hans Ebelinck (Kerkenhoff) .

2.) Im Kirchspiel Wietzendorf wohnen zwei unseres Namens, nämlich zu Halmern der Hofbesitzer Bastian Deningk (neben den beiden Halbhöfnern Harmen Barteldes und Hans Cordes) und zu Wietzendorf der unter acht Koten aufgeführte Carsten Deningk. Es muß auffallen, daß unter Marbostel kein Dening genannt wird, da unser Geschlecht dort doch später wieder nachweisbar ist. Henneke Denigh hatte dort 1438 über den größten Hof verfügt; auf diesem sitzt 1563 offenbar ein Peter von Vellepsen, vielleicht ein Interimswirt.

3.) Bemerkenswert ist, daß unser Name jetzt zuerst in Bockel auftritt, nämlich mit Tomas Dening. Neben ihm erscheinen Ripke thom Bockelo, Lüder thom Bockelo und Hans Eggerdes, sowie in der weiteren Bauerschaft: Carsten und Tomas thom Vuirhope, Hans thor Bommen, Hans thom Lenenberge, Peter Ripken thom Floetwedel, Hinrich Langemans, Hans thor Wroge, Hans tho Bekeling und als Käter Hans over dem More.

4.) In Oberhode, Kirchspiel Düshorn, wird als fünfter unseres Namens in dem Verzeichnis Peter Dening genannt. Es ist anzunehmen, daß von ihm die späteren Namensträger im Kirchspiel Düshorn abstammen.

In Beckedorf wohnt noch kein Dening, wohl aber ein Hofbesitzer Berendt Westerende. Sein Nachfolger muß schon der 1606 zuerst erwähnte Stammvater Carsten Dening des Beckedorfer Stammes gewesen sein. Seit dessen Hofübernahme wurde der Hof dann Westerendshof genannt, wie er bis heute hin noch heißt.

Die meisten Bauern und Köter waren „bemeiert“, d.h. einem Gutsherrn zinspflichtig; darauf deuten die Angaben „Hoff m.g.H. (meines gnädigen Herrn) „Hoff den Hasselhorsten“, „Kote von Dageforde“, „Hoff dem Pastor tho Bergen“, „Hoff g.H. Sossman“ u.a.

Das Namenverzeichnis, das den Gebrauch auch dieser familienkundlichen Quelle sehr erleichtert, läßt die große Verbreitung der Namensform Deneke erkennen. Ihre Träger sitzen in Nutzfelde (Kreis Lüneburg), in Woltem, Bergen, Fallingbostel, Ütze (ein Deneke Deneken), Altmerdingen, Arpke und Obershagen, in den beiden letztgenannten Orten mit Vornamen.

Für die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts gibt es ein Zeugnis darüber, daß es auch in der näheren Umgebung der Heimat unserer Vorfahren schon reichlich Bauern mit unserem Namen gegeben hat. Vetter Heinrich (1903-1979) aus Barmbostel hat die Abschrift eines Auszuges aus dem Rechenschaftsbericht des Großvogts von Celle gefertigt. Dieser diente damals dem Herzog sozusagen als Kanzler und war dem Herrscher schriftliche Rechenschaft über Einnahmen und Ausgaben schuldig. Unsere Namen waren ausschließlich unter „Einnahmen“ verzeichnet. Das bedeutet, daß unsere Altvordern stets gezahlt haben.

 

Schlußbemerkung von Dr. Gustav Dehning:

Die unterschiedliche Schreibweise unseres Namens „mit h oder ohne h“ ist eher als ein Zufallsprodukt anzusehen, welches damals im Einzelfall von der Aufmerksamkeit des jeweiligen Protokollanten bei der Herstellung eines Dokumentes geprägt wurde.

Historisch daran ist lediglich, daß mehr als ein Jahrhundert lang zwischen den Jahren 1663-1814 die beiden Schreibformen zugleich für die Benennung von Vater und Sohn oder die Bezeichnung von Brüdern in den Dokumenten vorkommen.

Für die Nachkommen dieser betroffenen Vorfahren wäre eine gewisse Zeit lang noch der Weg frei gewesen, sich selber erneut für die eine oder andere Schreibweise des Namens zu entscheiden. Nach der Einführung von Standesämtern durch Preußen (also nach 1866) wurde dann aber einigen unserer Vorfahren trotz ihres Einspruchs erklärt: von nun an dürften sie das “h” in ihrem Namen nicht mehr führen. Der Grund dafür war, daß der Pastor es in ihrem Taufschein weggelassen hatte.

Weil sich stammesgeschichtliche Unterschiede dadurch nicht erkennen lassen, ist es zu unserem Glück völlig unwichtig, ob sich der „h-Unterschied“ quer durch unsere Stammes-Linien zieht. Heute wird jeder an seiner ihm eigenen - juristisch gefestigten - Schreibweise festhalten.

IMPRESSUM

Edition:

Fritz Dehning, Bonn

E-Mail:

fritz.dehning@netcologne.de

 

Beratung:

Marcus Dehning

E-Mail: 

dehning@brueserberg.de

Aus dem Inhalt:

 

  Die

Lüneburger Heide,

das Land der Ahnen


*


   Über die

Obrigkeiten

und die

Existenz-

grundlagen

 

*

  

  Das Leben

unserer Vorfahren

 

*


Der gemeinsame

Name

 

*

 

  Hofgeschichten

 

Soll und Haben

auf Wehsen Hoff

 

Rechte und Pflichten

auf Westerendshoff

 

Freud' und Leid

auf dem Reinkenhof

 

*


Een

Sommerdag

bi een Burn,

eine plattdeutsche

Leseprobe

 

*


Die Bilaad

und ihre Dokumente

 

*


Finale